LKZ-Impulse

Ludwigsburg | 06. November 2014

Stress Vortrag Horst Heidl

 

Einfach mal den Drachen in sich wecken

Der Ludwigsburger Coach und Trainer Horst Heidl referiert über Stress – wie man ihn bewältigt und erfolgreich Anspannungen abbaut

Wenn der Stress zu groß wird, muss der Drachen Feuer speien. Der Ludwigsburger Trainer und Coach Horst Heidl zeigte beim Vortrag der Reihe LKZ-Impulse über Stress als Misserfolgsfaktor Nummer eins, wie man den Drachen in sich weckt und Anspannung abbaut.

Der Feuerstoß des Drachen funktioniert dabei ganz einfach: im Stehen in die Position eines startenden Skispringers zurückschwingen und dabei scharf ausatmen. Wer will, kann dann noch zusätzlich mit den Füßen auf den Boden stampfen.

„Das macht Energie frei“, sagte Horst Heidl vor 60 Zuhörern im Cicero der Ludwigsburger Kreiszeitung. Und Energie muss wieder fließen, denn bei Stress staut sich einiges an, das machte der Referent eindrucksvoll deutlich. Was ebenfalls die Anspannung löst: auf dem Stuhl sitzen, die Augen schließen, die Hände auf die Oberschenkel legen und sich zunächst auf den linken, dann auf den rechten Zeigefinger konzentrieren. Diese Übung bringt laut Heidl die Gedanken in Ruhe und Entspannung in den Kopf.

Stress hat nämlich häufig gar nichts mit anderen, sondern mit den eigenen Gedanken und Befürchtungen zu tun. „Der Stress ist in uns“, sagte Heidl und nannte sogleich ein Beispiel: Wenn er sich jetzt im Vorfeld seines Vortrages mit dem Gedanken gequält hätte, dass etwas schiefgehe, dann wäre er unter Stress geraten. Horst Heidl blieb aber ganz entspannt und führte den Zuhörern in einem Experiment vor, was Gedanken bewirken. Sie sollten zunächst an das Problem denken, das sie im Moment am meisten beschäftigt, und dann an den nächsten Urlaub. Schließlich kündigte er an, einen Zuhörer nach vorne zu holen, der davon berichten sollte. Bei den meisten gingen die Alarmglocken los. Heidl sorgte sogleich für Entwarnung, er wollte nur zeigen, was eine solche Ankündigung bewirkt. Viele setze das unter Stress, andere würden sich hingegen darauf freuen, Teil der „Show“ zu werden.

Stress bezeichnete Heidl als körperliche und emotionale Anspannung, um Anforderungen zu bewältigen. Beim Urmenschen bestand die Herausforderung darin, den Angriff eines wilden Tieres zu überleben. Durch Flucht, Kampf oder Totstellen. Um dies zu ermöglichen, schüttet der Körper Stresshormone aus, so dass große Energiereserven mobilisiert werden können. Gleichzeitig fällt das Denkvermögen rapide ab. Im modernen Leben gibt es keine Angriffe von wilden Tieren mehr, dafür Termindruck, Hetze und zwischenmenschliche Konflikte. Sie sorgen für eine Überdosis Stress und die ist Heidl zufolge sehr gefährlich, da auf die Anspannung nicht mehr die notwendige Entspannung folgt. Und da das Denkvermögen im Stress abfällt, ist der Misserfolg vorprogrammiert. „Wenn ich zu angespannt bin, kann ich nicht kompetent sein“, betonte Heidl.

Der Referent nannte vier Verhaltensmuster in Extremsituationen. Der Macher verfällt in blinden Aktionismus, und bringt sein Verhalten nicht den Erfolg, dann wird er aggressiv. Der Checker braucht erst mal einen Plan und wird verbissen, penetrant sowie belehrend, wenn sein Vorgehen nichts bringt. Der Emotionale will das Problem im Miteinander lösen, reagiert bei Misserfolg aber schnell mit Vorwürfen und moralischen Anklagen. Der Ordnungsschaffende braucht den Überblick und somit den Abstand, um die Situation zu richten. Klappt das nicht, dann wird er rigoros und kanzelt andere ab.

„Je größer die Anspannung in einer Situation, umso größer die Eskalation“, sagte Heidl. Er empfahl, auf die verschiedenen Verhaltensweisen auch entsprechend zu reagieren, um Luft aus dem Kessel zu nehmen. Also dem Macher eine gewisse Gestaltungsfreiheit geben. Der Checker brauche hingegen Zeit zum Nachdenken, während der Emotionale auf Verständnis angewiesen sei. Den Ordnungsschaffenden sollte man in Ruhe lassen und nicht bedrängen.

„Sie haben uns wichtige Impulse gegeben“, sagte LKZ-Chefredakteurin Ulrike Trampus zum Referenten, der nach dem Vortrag noch Fragen aus dem Publikum beantwortete.

Angelika Baumeister

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